Publikationen
Wie weiss die Gipfel der See
von Annemarie Moser, mit Fotografien von Elfriede Mejchar
Prosa
20x26 cm, 96 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
ISBN-10: 3-901117-79-2; ISBN-13: 978-3-901117-79-4; € 25,–
Erscheinungsjahr: 2005
Die Texte des Prosabandes „Wie weiss die Gipfel der See“ entstanden während eines Aufenthaltes der Schriftstellerin in Alt Aussee, wohin sie sich immer gerne zum Schreiben zurückzieht. Aus den Texten spricht nicht nur die Hingabe der Autorin zu den kleinen Kostbarkeiten der Natur, deren Faszination schon viele Künstler im Ausseerland erlegen sind, sondern auch die Reife und Klugheit einer sensiblen Schriftstellerin.
Textprobe
Hochsommertage, gewitterträchtig, prunkend mit blauen und gelbroten Segeln, die Erde liegt dürr unter dem Glanz der abgeernteten Felder. Sichelglanz, Stoppelglanz, Glanz und Raffgier der Erntemaschinen. Dahinter der See, den vom Horizont her ein Lüftchen mit wandernden, gleitenden, rollenden Runzelnetzen bezieht. Und die Stille. Das Stillsein der Landschaft unter der Hitze. Wehrlos hingebreitet, erschöpft … Einmal hieß das alles Aufbruch, große Gebärde des Anfangs, später überwog Ernüchterung, kehrte die Hand zurück an den Körper, wo sie jetzt liegt, eine Handbreit über dem Herzen, am Schlüsselbein zurückhält, was noch da ist: den Auslaut des anfänglichen Schreis nach mehr, nach allem, nach brausender, rasender Überwältigung, Jungsein, Jugend, einmal und nie wieder … Ich kenne Abende, da aus dem nachlassenden Lärm der Straße spürbar die Stille eintrat bei mir, während der Tag sich entfernte. Stille einwehte wie der Faltenwurf eines weit ausschwingenden Mantels, durch Mauern unterwegs, sodass ich nicht zu beten wagte und aus den wegundweiterschwingenden Falten etwas auffing und behielt, einen warmen, schützenden Feuergeruch, Holzgeruch, Geruch frisch umgebrochener Erde und herbsaftiger Weidenruten. Geruch, dessen Woherkommen sich nicht feststellen ließ und der viel Nichtiges zum Leuchten brachte.